Kaminöfen sind ein anheimelnder, wärmespendender Blickfang im Wohnzimmer. Alexis Gula, Schornsteinfegermeister und Gebäudeenergieberater, ist beim Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerks zuständig für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. RE/MAX Classic Berlin hat ihn gefragt, was man bei der Anschaffung und dem Betrieb eines Kaminofens bedenken sollte.
Kaminofen vermittelt Geborgenheit.
Herr Gula, auf welchem Stand ist der moderne Kaminofen mittlerweile?
Die neue Generation hat eine vollautomatische Abbrandregelung: Dem Betreiber wird angezeigt, wann der Brennstoff nachgelegt werden soll. Dabei wird automatisch so viel Verbrennungsluft zugeführt, wie für einen immissionsarmen Betrieb nötig ist. Besonders immissionsarme Öfen erkennt man zum Beispiel am Zeichen Blauer Engel.
Wo kommt die Verbrennungsluft für den Ofen her?
Es gibt unterschiedliche Modelle, darunter auch raumluftunabhängige, quasi autarke Feuerstätten, bei denen die Verbrennungsluft durch den Fußboden angesaugt wird. Beim Luft-Abgas-System (LAS) wird das Rauchgas durch den Schornstein abgeführt, während durch eine Art Ringspalt des Schornsteins Luft von oben nach unten angesaugt wird.
Ist es denn problematisch, wenn Luft aus dem Raum verbraucht wird?
Besonders bei Passiv- und Energieeffizienzhäusern ist das eine Frage der Sicherheit. Alle Geräte, die Luft aus dem Wohnraum saugen, wie z. B. dezentrale Lüftungsanlagen, Dunstabzugshauben oder die Toilettenentlüftung, sind leider oft unterschätzte Gefahrenquellen. Durch sie entsteht Unterdruck, sodass aus der Feuerstelle Rauchgas bzw. Kohlenmonoxid austreten kann. Aufgrund dessen gab es leider schon Todesfälle, darum ist die Abnahme der Feuerstelle so wichtig.
Wie kann man hier gegensteuern?
Über einen Druckwächter und/oder einen Kontaktschalter, der sicherstellt, dass z. B. die Lüftungsanlage bzw. die Dunstabzugshaube nur dann läuft, wenn ein Fenster geöffnet ist. Wird dies nicht schriftlich fixiert, entsteht ein Haftungsrisiko für den Schornsteinfeger bzw. den Ofenbauer. Darum bezieht die Feuerstättenschau, die etwa alle dreieinhalb Jahre stattfindet, immer den gesamten Wohnraum mit ein.
Kann man in ein Bestandshaus auch nachträglich einen Kaminofen einbauen?
Ja, wenn ein von Querschnitt, Bauweise und wirksamer Höhe passender freier Schornstein vorhanden ist, kann man einen Kachelofen, einen Heizkamin oder einen Kaminofen betreiben. Voraussetzung ist die Einhaltung der Feinstaub- und CO-Werte der Ersten Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes (1. BImSchV). Also bitte keinen gebrauchten Ofen kaufen.
Man kann Kaminöfen auch an Außenschornsteine aus Edelstahl anschließen. Ist das zu empfehlen?
Nach Paragraph 19 1. BImSchV müssen die Abgase von festen Brennstoffen firstnah abgeleitet werden, und dies geht natürlich am besten über einen bereits vorhandenen Schornstein. Dort darf dann allerdings keine Gas-, Öl- oder Pellet-Zentralheizung angeschlossen sein. Im Bedarfsfall ist der Edelstahlschornstein eine gute Alternative.
Gibt es für einen Kaminofen Förderungen?
Nur bedingt, hier ist die Nutzungsweise entscheidend. Hauptbedingung für eine Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) über das BAFA ist, dass es sich um einen automatisch mit Pellets betriebenen, wasserführenden Kaminofen handelt, der einen erheblichen Teil seiner Wärme an die Zentralheizung abgibt. Für den klassischen Kaminofen gibt es keine Förderung.
Welche Brennstoffe sind Ihrer Meinung nach zu empfehlen?
Klassische Holzscheite verbreiten Wohlfühlatmosphäre. Ein Holzkamin ist allerdings mit einem gewissen Arbeitsaufwand verbunden. Das Holz muss zwei Jahre lang getrocknet werden, die Stücklänge der Scheite muss zum Ofen passen. Eine sehr komfortable Alternative sind pelletbetriebene Kaminöfen: Die Pellets werden im Ofen gelagert und man kann automatisch die Temperatur regeln. Das Feuer brennt allerdings ein bisschen unruhiger, da die Öfen mit Gebläse betrieben werden.
Das A und O bei der Anschaffung ist jedenfalls, sich im Vorfeld zu informieren?
Unbedingt! Um sinnlose Ausgaben und Ärger zu vermeiden, empfehlen wir dringend, den bevollmächtigten Bezirksschornsteinfeger bereits in der Planungsphase zu involvieren. Er weiß, welche baurechtlichen Regelungen eingehalten werden müssen, und kennt die Schornsteine im Haus bzw. die Abgasanlagen. Auch ein neutraler Energie- oder Energieeffizienzberater hilft bei der Auswahl.
Weitere Infos unter schornsteinfeger.de. Mehr zur Förderung unter bafa.de oder effizienzhaus-online.de.